Stimmt es wirklich, dass Menschen mit und durch Coaching erfolgreicher als andere sind? Beruht der Glaube an die Notwendigkeit von Coaching nicht nur auf sozialem Druck und Trends? Handelt es sich nicht eher um ein Nice-to-have als ein Must-have? Kann es sein, dass in Wahrheit niemand Coaching braucht?
Das lässt sich nicht so ohne weiteres behaupten, ohne zunächst zu klären, was Coaching eigentlich ist. Coaching kann nämlich alles Mögliche sein, der Begriff ist nicht geschützt. Zwar gibt es Bemühungen – vor allem von Coachingverbänden –, es allgemein verbindlich zu definieren, in der Praxis ist Coaching aber meist das, was Coach oder Coachin darunter versteht. Einigen wir uns für diesen Beitrag einfach hypothetisch auf den Minimalkonsens einer Definition, die da lauten könnte: Coaching ist ein fragengeleitetes Gesprächsformat, bei dem eine Coachin* eine Coachee in einem geschützten Rahmen dabei unterstützt, Antworten zur Lösung eines von ihr benannten Problems zu finden.
Zurück zur Ausgangsthese: Akute Lebensgefahr besteht in der Regel nicht, was jemanden sich veranlasst sieht, eine Coachin aufzusuchen. Coaching in diesem Sinn braucht tatsächlich niemand. Aber auch was wir nicht brauchen, kann dennoch überaus sinnvoll und nützlich sein. Auch die Waschmaschine braucht man nicht. Der Vergleich hinkt etwas. Es geht beim Coaching schließlich nicht um Gehirnwäsche, aber in beiden Fällen investiert man in etwas, um längerfristig Zeit, Geld und graue Haare zu sparen.
Coaching mag uns als Luxus erscheinen, weil wir annehmen, dass psychisch gesunde Menschen sehr wohl in der Lage sind, ihre Fragen zu beantworten und ihre Probleme selbst zu lösen. Während wir Luxus in Dingen sehen, die wir mit Hedonismus und Überfluss verbinden, kann Coaching sich, auch längerfristig und dauerhaft, jedoch als kluge Investition in das eigene Leben und/oder die eigene Karriere erweisen. Coaching kann eine Klientin schneller ans Ziel bringen oder ihr dazu verhelfen, klarer zu sehen.
Wer kennt es nicht, wenn man wie „Ochs vorm Berg“ steht und meint, in einer vertrackten Lebenssituation nicht weiter zu wissen. Eine versierte Coachin kann helfen, Fragestellungen zuzuspitzen, mentale Blockaden zu lösen und ein Problem aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Weitet sich der eigene Blick, ähnlich dem Auszoomen einer Kamera, so fallen plötzlich Handlungsoptionen ins Auge, die vorher nicht da zu sein schienen. Im besten Falle leistet eine Coachin „Hilfe zur Selbsthilfe“ oder noch schöner formuliert „Hilfe zur Selbstermächtigung“, so dass die Klientin in Zukunft keines Coaches mehr bedarf. Nach einem erfolgreichen Coaching kennt sie selbst die Fragen, die ihr weiterhelfen.
Fazit: Weder braucht man Coaching zum Leben, noch gehört es zu den Luxusgütern. Es ist eine individuelle Form der Unterstützung, die uns voranbringen kann, wenn wir auf der Stelle treten, uns ohnmächtig fühlen oder ratlos sind. Nicht alle brauchen Coaching, aber viele profitieren davon – unabhängig von Alter, Beruf oder Lebenssituation. Meine Empfehlung: Gönn‘ dir Coaching!
* Ich habe mir erlaubt, bei diesem Artikel ausschließlich in der weiblichen Form zu schreiben; nicht um ein Geschlecht dem anderen vorzuziehen, sondern um es mir einfach zu machen. Den nächsten Artikel schreibe ich dann in der männlichen Form. Versprochen! Nur bei „Ochs vorm Berg“ musste ich beim Sprichwort nachvollziebarerweise bei der männlichen Form bleiben.
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